Freitag, 28. März 2014

Anfang














Die erste Woche hier ist rum, und damit auch tausende von neuen Eindrücken, Gefühlen, Gedanken, Ängsten, Hoffnungen  und Erwartungen. Eine Woche in der sich mein gesamtes bekanntes Leben mit einem Wimpernschlag verändert hat. In einem Moment habe ich die Augen noch offen, verabschiede meine geliebte Familie, Freunde und Deutschland, traumwandlerisch begebe ich mich auf eine 16-Stündige Reise, die buchstäblich  wie im Fluge (danke, Gabriel) und eher wie in einer Seifenblase vergeht, dann öffne ich sie wieder und bin auf einmal auf der anderen Seite der Welt.

Andere Kultur, anderes Leben, andere Umstände. Ja, darauf sind wir zwei Wochen vorbereitet worden. Das Erlebnis selbst ist trotzdem etwas Anderes.
Die ersten zwei Tage durften wir noch alle gemeinsam in einem abgelegenen Örtchen am Rande Limas verbringen, abgeschottet vom Lärm und dem Gewusel, um noch ein letztes Mal Tipps und Tricks fürs peruanische Leben zu bekommen. Das waren ein paar großartige Tage, wir haben uns untereinander nochmal besser kennengelernt, Ängste, Hoffnungen und Erwartungen geteilt und einfach nochmal die Ruhe vor dem Sturm genossen.


Samstag jedoch ging das Abenteuer weiter. Jeder einzelne Freiwillige kam in seinem Zuhause an, in meinem Fall Lima Norte, Carabyllo.
Bedeutet, Armenviertel in Lima, bunt, laut, chaotisch, voll und heiß. Mein neues Zuhause ist vorübergehen erst einmal hier, ich wohne mit einer super lieben Oma und einer etwas älteren Tante zusammen. Obwohl beide schon älter sind, kümmern sie sich sehr um mich.
Die letzten Tage bestanden jetzt erst mal aus kennen lernen, die Straßen um einen herum erkunden, Spanisch testen, verlaufen und Bus fahren lernen. Carabayllo selbst ist ein eher gefährlicher Teil Limas, dass heißt, kaum Geld mit sich nehmen, leere Straßen meiden, Handys nicht auf der Straße rausholen, nicht alleine sein. All das ist ungewohnt, aber meiner Meinung nur Gewöhnungssache.

Seit Montag arbeite ich auch schon, bis jetzt eine wundervolle und immer noch aufregende Sache! Meine öffentliche Schule ist riesig, 1600 Schüler, jede Stufe hat allein zwischen 8-10 Klassen. Ich arbeite mit einer anderen Freiwilligen zusammen, der wundervollen Kathi. Den ersten Monat dürfen wir uns jetzt erst einmal eingewöhnen und vorbereiten, bevor es dann mit Englisch-Unterricht, Umwelt- und Gesundheitsprojekte losgeht. Im Moment fallen wir als einzige Weise immer noch sehr auf, man wird immer noch von vielen Kindern umringt und gefragt woher man komme, und was "Deutschland" sei, was sich aber hoffentlich nach einiger Zeit ändern wird. Ist nicht wirklich schön, immer wie ein UFO angestarrt zu werden.

Jetzt starte ich erstmal in mein erstes Wochenende, es geht auf ein Camp mit anderen Freiwilligen und Kindern hier aus Lima Norte. Ich bin gespannt und hoffe ich kann euch bald neues berichten!

Ich schicke euch meine wärmsten Grüße (mindestens 30°) ohne Wind und Regen, aber mit Sonnenbrand und Schnakenstichen!

Marie

Sonntag, 16. März 2014

Ein Jahr Peru



19. März. 19. März. Das Datum, dass in meinem (wohl eher imaginären) Terminkalender rot angestrichen, umkringelt und in allen möglichen Varianten hervorgehoben wird, dass Datum, welches ich in den letzen Monaten gefühlte hundert Mal gesagt habe, in meinem Kopf unaufhörlich hin- und herkreist, dass Datum, dass ich seit Monaten kaum noch erwarten kann und gleichzeitig trotzdem irgendwie fürchte.

Es ist dieses Datum (wer es sich nicht merken konnte, 19.März...), das nun nach so langer Zeit wirklich in nächster Nähe ist. Und mit nächster Nähe meine ich in drei Tagen.

Das letzte halbe Jahr ist doch irgendwie im Fluge vergangen, von Arbeit suchen, arbeiten, Freunde sehen, Freunde verabschieden, skypen, feiern, Ferien, Familie, Urlaub, Paris, Weihnachten. Eindrücke wie Freiheit, Einsamkeit, erwachsen werden, Arbeitsalltag- und trott, Die Freundschaft und Familie wieder neu schätzen zu lernen, nachdem das Leben nach dem Abitur sich so rasant verändert hat. All das, wovon ich ich dachte, dass es sich ewig in die Länge ziehen wird, ist nun doch mit einem gefühlten Fingerschnipsen vergangen. 

Das Wort Peru ist nun endlich nicht mehr nur ein Land und ein Datum  in meinem Kopf, sowie die letzten Monate wo ich noch nichts weitere wusste, jetzt endlich gibt es da auch konkrete Vorstellungen und Informationen. Für alle, die es nicht genau wissen: 
Die Entsendeorganisation, mit der ich nach Peru gehe, die also für mich verantwortlich ist, sich um mich kümmert, meine Vorbereitungen gemacht hat, ist AFS (http://www.afs.de/), gesponsert werde ich vom
staatlichen weltwärts-Programm (http://www.weltwaerts.de/).
Ab Mittwoch werde ich in Lima, der riesigen Hauptstadt Perus leben und in einer Grundschule arbeiten, die nachmittags auch ein Kulturzentrum für Kinder und Familien ist. So ganz verstehe ich noch nicht was meine Aufgaben genau sind, deswegen lasse ich mich einfach mal überraschen. Sowieso besser, so kann man sie schließlich auch von keinen Erwartungen enttäuschen lassen. Eine Gastfamilie habe ich, so wie es ausschaut, noch nicht, sondern lebe vorübergehend bei einer Frau und ihrer Mutter mit noch zwei anderen deutschen Freiwilligen. Auch die Familienverhältnisse und das nicht-ganz-permanente-Gastfamiliending durchschaue in nicht wirklich, deswegen auch hier, erstmal abwarten, was das ganze so mit sich bringt. Die Freiwilligen kenne ich dafür schon, auf die freue ich mich schon umso mehr! 

Jetzt heißt es für mich jedenfalls nochmal ein bisschen produktiv zu sein, denn ich und Planungs- bzw. Organisationstalent sind uns leider noch nicht oft begegnet, die letzte Impfung muss noch hinter sich gebracht werden, letzte Einkäufe und Gastgeschenke gekauft werden. Dazwischen auch noch packen, das Dilemma mit Koffer und Rucksack irgendwie klären, alle Liebsten sehen und verabschieden, Banken, Versicherungen und Apotheken anrufen, all das wartet die nächsten paar Tage auf mich. Und mit ein paar Tagen werden leider wirklich nur zwei gemeint... Es erwartet mich also noch viel bevor es wirklich losgeht.

Somit schicke ich euch noch ein paar gestresste aber liebevolle Grüße,
Eure Marie